TECHAGRO

Messekonferenz über die Zukunft der tschechischen Landwirtschaft

Unter großem Interesse des Fachpublikums wurde auf der Landwirtschaftsmesse TECHAGRO die Konferenz „Zukunft der tschechischen Landwirtschaft“ mit dem Untertitel „Wirtschaft, Boden, Wasser und Landschaft“ eröffnet.

Die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft ist für die Menschheit lebenswichtig, zugleich jedoch eine immer schwierigere Aufgabe. Die größten Gefahren für die weitere Entwicklung dieses Sektors deutete zum Auftakt der Konferenz der stellvertretende tschechische Landwirtschaftsminister Petr Jílek an. Die Zukunft der tschechischen Landwirtschaft wird laut seinen Worten deutlich von den Ergebnissen der aktuell laufenden Verhandlungen über die Bedingungen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU nach 2020 beeinflusst werden. Die Tschechische Republik strebt nach Aufrechterhaltung des bestehenden Umfangs der landwirtschaftlichen Produktion, ggf. dessen Steigerung. Die Voraussetzungen hierfür sind gut, da in vielen Bereichen Spitzenergebnisse erreicht werden, ob nun in der Zucht von Milchkühen und Schweinen oder im Anbau von Zuckerrüben, Getreide u.v.a. Trotz hervorragender Produktionskennwerte wird jedoch bei weitem keine Selbstversorgung erreicht. Dazu sollte die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik beitragen.

Über die Zukunft der tschechischen Landwirtschaft wird laut Jílek auch der Standpunkt der tschechischen Regierungen entscheiden, die die Höhe der Förderungen aus dem Staatshaushalt beeinflussen und die im Zusammenhang mit Förderungen an die Landwirte selber gestellten administrativen Ansprüche reduzieren können. Die Regierungen können auch die Stellung der Landwirte in der Ernährungskette so verändern, dass der Anteil heimischer Nahrungsmittel in den Handelsketten zunimmt und Importe von Produkten mit höherem Mehrwert reduziert werden. Ein weiterer grundlegender Faktor für die Zukunft der Landwirtschaft ist die Fähigkeit, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu meistern. Das Ministerium sollte den Landwirten durch Schaffung der erforderlichen Finanzinstrumente behilflich sein, einschließlich eines Fonds für schwer zu versichernde Risiken. Abschließend erwähnte der stellvertretende Landwirtschaftsminister den zunehmenden Druck der Naturschutzlobby. „Einerseits sind Trends zu reflektieren und die Belastung der Umwelt durch die Landwirtschaft zu reduzieren, andererseits müssen wir darüber eine rationelle Diskussion ohne unnötige Emotionen führen, was in der letzten Zeit leider nicht gelingt,“ stellte Petr Jílek fest. Wie er ferner informierte, wird im Bereich Welfare eine grundlegende Diskussion über eine Beschränkung des Transports lebender Tiere erwartet, was deutlich negative Auswirkungen auf die Rinderzucht in der Tschechischen Republik zur Folge hätte. Die Unterstützung von Tierhaltung ist dabei auch mit Hinblick auf den Schutz des Bodens sowie die Steigerung dessen Qualität und Speicherfähigkeit für Wasser von grundlegender Bedeutung. In den letzten Jahren generiert die tschechische Landwirtschaft jährlich einen Gewinn von 16 bis 19 Milliarden Kronen, und dieser positive Trend sollte laut Jíleks Worten trotz Problemen auch in Zukunft anhalten.

Von günstigen Aussichten für die tschechische Landwirtschaft überzeugt ist auch der emeritierte Direktor des Geologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik Václav Cílek. Der Autor von zwanzig Fachpublikationen fasste zuerst die Ergebnisse seriöser Klimaanalysen zusammen, laut denen in Zukunft zwei Drittel der Welt von Dürren mit allen negativen Auswirkungen, geopolitische inbegriffen, heimgesucht werden dürften. Der Klimawandel erfolgt laufend und ist chronisch, so dass Gebiete, die heute Probleme mit Wasser haben, diese höchstwahrscheinlich auch in Zukunft haben werden, und das in immer stärkerem Maße. Die Folgen dieser Veränderungen werden auch vor der Tschechischen Republik nicht halt machen, die an einer Klimagrenze liegt und extremen Wetterschwankungen ausgesetzt ist. Von Norden werden stärkere Niederschläge und Winde erwartet, was die geschwächten Waldkulturen treffen wird, wogegen von Süden mediterane Trockenheit kommt. Trotzdem gehört die Tschechische Republik zu jenen Gebieten, in denen sich der Klimawandel bislang nur wenig auswirkt und vor allem die jährliche Niederschlagssumme nicht sinkt. „In der Tschechischen Republik gibt es nichts so stabiles wie die dreijährigen Niederschlagsmittel. Seit dreißig oder fünfzig Jahren halten sie sich auf dem gleichen Niveau mit sehr geringen Schwankungen“, betonte Václav Cílek, der die Zukunft der tschechischen Landwirtschaft relativ optimistisch sieht. „Trotz vieler Probleme wird sich die tschechische Landwirtschaft in einer immer besseren Lage befinden, da zwei Drittel der Welt relativ schlechter dran sein werden“, erklärte Václav Cílek und nannte als Beispiele Länder mit weit größeren Problemen, wie zum Beispiel Indien und China, wo die Bevölkerung zunimmt und die Mittelschicht immer breiter wird und mehr Nahrungsmittel verbraucht. In Zukunft sind laut seinen Worten steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise zu erwarten.

Unter den Referenten der Konferenz fehlte letztendlich auch der Volkswirtschaftler Milan Zelený nicht, obwohl er nicht persönlich anreisen konnte und seinen Beitrag nur virtuell hielt. Er erläuterte den Zuhörern die aktuell laufende Transformation der Weltwirtschaft und den Antritt einer postglobalen Gesellschaft, in der Globalisierung durch Lokalisierung und Regionalisierung ersetzt wird. Global werden laut seinen Worten weiterhin Informationen bleiben, die in digitaler Form reisen und die Welt verknüpfen, während die physische Produktion sich im Rahmen der Regionen abspielen wird. Auf der Konferenz sprachen auch der Präsident der Agrarkammer der Tschechischen Republik Zdeněk Jandejsek, der Vizepräsident des Verbands der Industrie der Tschechischen Republik František Chaloupecký und weitere bedeutende Gäste.

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